Ich lebe schon seit 4 Fahrrädern in Amsterdam…
Aussage eines Bürgers
In einer fahrradbesessenen Stadt wie Amsterdam gibt es völlig andere Probleme, als ich sie von zu Hause kenne. Bei uns werden ja schon mal verkehrsuntaugliche Autos aus dem Verkehr gezogen, vor allem, wenn sie abgemeldet länger am Straßenrand stehen. Hier ist das Problem aber etwas verlagert. Allein die schiere Masse an Rädern führt dazu, dass die Polizei (oder das Ordnungsamt falls es hier sowas gibt) durch greifen muss, um die rostigsten Radl aus dem Verkehr zu ziehen.
Dies geschieht mittels eines diskreten roten Klebestreifens, der dem Besitzer zeigen soll: „Schaff‘ deine Chaise weg, oder wir tun es.“
Man sagt hier ja die Grachten seien drei Meter tief,
„ein Meter Schlamm, ein Meter Fahrräder und ein Meter Wasser“.
Jeden Tag werden in den Niederlanden über 300 Fiets geklaut, davon alleine im Amsterdam über 25. Die Stadt Amsterdam verkauft in regelmäßigen Abständen die Fahrräder, die in Amsterdam konfisziert wurden – und zwar zu ähnlichen Preisen wie die Diebe. Das half, die Diebstahlrate zu halbieren.
Das „Fietsdepot“ sammelt pro Tag über 100 Räder (wegen Falschparken oder Schrottreife eingezogen, geklaut, verloren), die dann von Ihren Besitzern zurückgefordert wenn können. Olles Gerät wird ziemlich schnell verschrottet, schicke neue Räder werden drei Monate aufbewahrt, bevor sie an Gebrauchtradhändler weiterverkauft werden. Man kann sich sein Rad, so man es zweifelsfrei identifizieren kann (gar nicht so einfach), sogar nach Hause liefern lassen.
Die Einwohner der Stadt pflegen ihre Räder nicht sonderlich. Die Nutzfahrzeuge stehen meist draußen und werden wahrscheinlich so schnell geklaut, dass sich große Anhänglichkeit gepaart mit Radpflege eh nicht lohnt. Pragmatismus pur.