The Color Magenta
Ich lese immer wieder Kamerarezensionen, in denen von der „tollen Hauttonwiedergabe“ einer Kamera bzw. eines Sensors geschrieben wird. Was macht denn nun eine „tolle Hauttonwiedergabe“ aus? In meinen Augen sollte jede Kamera Farben, die unter „normalen“ Lichtbedingungen aufgenommen werden, möglichst neutral d.h. farbgetreu wiedergeben. Alle Kameras die ich bis jetzt im Einsatz hatte versagten aber gerade bei Hauttönen. Diese wurden/werden nämlich deutlich zu magentalastig wiedergegeben. Warum? Ich hab da so eine Theorie.
Der Ost/West-Konflikt
ich hab mal recherchiert was da dahintersteckt…
Unsere Kameras werden zu 99% in Asien hergestellt. Asiaten lieben aus ästhetischen Gründen europäisch/kaukasische Hauttöne und wollen die auch bei sich selbst auf den eigenen Fotos gerne sehen. Um das zu erreichen macht es Sinn die Farbabstimmung einer Kamera schon ab Werk in diese Richtung zu optimieren. Die Masse der (fernöstlichen) Personenfotos sieht dann super aus.
Die Basiseinstellung eine Kamerasensor wird daher asiatische Hauttöne so darstellen wie die von westlichen Hollywoodstars. Logischerweise wir die Haut von westlichen Filmstars dann so dargestellt als kämen sie gerade aus der Mikrowelle – deutlich zu viel magenta / rot.
Aufgefallen ist mir das zum ersten Mal während meiner Zeit in der Druckvorstufe, wo wir ständig Hauttöne entsprechend korrigieren mussten. In der Druckvorstufe geht es darum Farben so aufzubereiten, dass die Werte im Druck exakt zum Original passen. Beispielsweise wurden bei Kleidungsfotos für Modekataloge noch 1% Farbabweichung pro Kanal auskorrigiert. Dazu wurden Proofs (farbverbindliche Ausdrucke) der retuschierten Fotos im Normlicht mit Stoffmustern abgeglichen. Hier war das Ziel nicht Ästhetik sondern Exaktheit.
Da wir für den Druck gearbeitet haben wurde die Korrekturen im CMYK-Farbraum vorgenommen. Das ist zum Erklären ein ziemlich gutes Modell, da die Farbwerte in sRGB oder Adobe RGB (das sind die Farbräume die die meisten Kameras benutzen) sich deutlich voneinander unterscheiden. Außerdem funktioniert CMYK so wie Mischen von Wasserfarbe: Gelb + Blau = Grün usw.
Die Referenz
Ein durchschnittlicher mitteleuropäischer Hautton hat die Farbwerte: 15 cyan 45 magenta 55 yellow 0 schwarz (cmyk-Werte gehen von 0 – 100)
der Cyanwert ist dafür verantwortlich, dass die Haut mehr oder wenige gebräunt wirkt. Die „eigentliche“ Farbe entsteht aus dem Verhältnis von Magenta zu Gelb. Sobald sich Magenta dem Gelb annähert oder sogar höher geht haben wir ein Problem.
Zeig doch mal Bilder…
So sieht normale Haut aus – im Durchschnitt. Die Werte links im Farbfeld sind die cmyk-Werte und die Farbwerte im Farbraum sRGB
Wenn jetzt der Magentaanteil (siehe rechte Werte) steigt, wird die Haut rötlicher. Das passt noch zu einigen Hautpartien, die stärker durchblutet werden. Magenta = Gelb, wie hier zu sehen, ist für die meisten Hautpartien eigentlich schon zu hoch.
Überschreitet der Magenta den Gelbwert deutlich – hier um 10 Punkte auf 65 zu 55 -, wirkt die Haut „brandig“. So sieht man aus, wenn man Sonnenbrand hat oder körperlich stark angestrengt war.
Fazit:
Wer Wert auf gute, d.h. neutrale Hauttöne legt, tut gut daran, die Farbwerte auszumessen (dazu benötigt man btw keinen teuren kalibrierten Monitor) und die Werte entsprechend zu korrigieren. In Photoshop geht das seht elegant mit der Selektiven Farbkorrektur (am besten als Einstellungsebene). Hier werden im Ausklappmenü die Rottöne ausgewählt und der Magentaregler nach links gezogen. Dabei immer mit der Pipette kontrollieren, dass man nicht übers Ziel hinausschießt.