Spiegellose Systemkameras
Der Trend geht mit den spiegellosen Systemkameras eindeutig zu kompakteren Fotoapparaten – auch für Profis. Durch neue Bauformen hat sich die diese Kameratechnik in den letzten Jahre zu einen interessanten Markt auch für anspruchsvollste Fotografen gemausert. Spiegellose Systemkameras mit Wechselobjektiven bieten vergleichbare Möglichkeiten wie klassische Spiegelreflexsysteme mit deutlich kleiner Abmessung und Gewicht. Und sie sind mechanisch weniger anfällig.
Da sich die Sensorgrößen dieser Kamerasysteme in das für sinnvolle Anwendungen interessante APS-C Format bewegten, habe ich vor weit über ca. zwei Jahren meine Zweifel überwunden und mir eine Fujifilm X-E1 zugelegt. Die Fachzeitschriften waren voll des Lobes und ein bisschen hat mich auch das Leica-Feeling gereizt.
Langer Rede kurzer Sinn: ich war spontan begeistert und bin es noch. Die Kamera diente mir ursprünglich als Backup-System zu meiner Canon-SLR ist aber mittlerweile in Freizeit und auf Reisen meine einzige Kamera. Kam ich mir vorher mit meiner Fotoausrüstung oft so bepackt vor wie damals in besten Interrail-Zeiten, habe ich heute oft nur noch ein einziges Objektiv im Einsatz. Kein Blitz mehr und auch nur in seltensten Fällen ein Stativ.
Festbrennweiten
Auch das Thema Festbrennweite ist wieder aktuell. Es verschafft einem wirklich neue Perspektiven, wenn man sich bewegen muss, um bestimmte Bildausschnitte einzufangen, anstatt das „krasser-Weitwinkel-bis-brutales-Tele“-Zoom einzusetzen. Und ich bin immer wieder überrascht, wie freundlich einem die Menschen begegnen, wenn man dezent auftritt und sogar ein kurzes Gespräch mit Ihnen führt, bevor man um Erlaubnis fragt, ob man sie fotografieren dürfte. Meiner Erfahrung nach erhält man so die herzlichsten, menschlichsten Bilder. Und nach einigen Versuchen lernt man, mit den Menschen so umzugehen, dass es keine gestellten Fotos werden, sondern entspannte Portraits.
Der kanadische Fotograf Freeman Patterson sagt dazu: „The camera looks both ways. Nobody can ever hide behind a camera.„.
Recht hat er. In jeden Bild ist auch ein Stück vom Fotografen abgebildet.
Technische Details
Die Kamera ist auch bei schwachem Licht super einzusetzen und passt auch in eine kleinere Umhängetasche. Die Bildqualität ist superb (und das ist schließlich das was zählt) – wobei, wer technisch perfekte Fotos von langweiligen Motiven macht, macht langweilige Foots, gell.
Durch den ausschließlich elektronischen Sucher frisst das Teil allerdings ziemlich Strom und man sollte schon einen zweiten (und dritten) Akku in Reichweite haben, wenn man einen ganzen Tag unterwegs ist und viel fotografieren will.
Wo ich vorher gerne mal nach einer Fotoerlaubnis gefragt wurde (in manchen Kirchen und vielen öffentlichen Gebäuden wird da schonmal genauer hingeguckt) ist jetzt keiner mehr an mir interessiert. Sehr angenehm.
GAS – Gear Acquisition Syndrom
Wer sich mit einer Sache intensiver beschäftigt, wird im allgemeinen von einem Virus befallen, der ihn mehr oder minder sinnvolles Zusatzequipment bestaunen und kaufen lässt. Ich muss zugeben, dass auch mein Fundus an Objektiven etc. im Laufe der Zeit deutlich gewachsen ist.
Was sich allerdings kaum verändert hat, ist mein Bestreben mit kleiner Ausrüstung loszuziehen. Ich habe nun halt die Qual der Wahl, welches Objektiv mit auf Tour geht. Dann wird aber mal ein Tag lang nur mit dem 90mm Tele oder dem 10-24 mm Weitwinkelzoom fotografiert.
Oder mit richtig krassen Objektiven wie dem hier.
Die klassischen Meister der Fotografie (vom Großbild-Guru Ansel Adams vielleicht mal abgesehen) waren eher selten mit Taschen voller Glas unterwegs, um Menschen zu fotografieren. Ein Kleinbild-Gehäuse, zwei Objektive und eine Jackentasche voller Filme (das waren diese Zelluloid-Rollen, die früheren Generationen als Bilddatenspeicher dienten), das war’s. Oder gar mit einer zweiäugigen Spiegelreflexkamera wie der legendären Rolleiflex, ganz ohne Wechselobjektive aber mit einem Lichtschachtsucher der alles spiegelverkehrt zeigt. (Klugscheißerwissen: das moderne Akronym „DSLR“ steht für „digital single lens reflex“ und zeigt noch, dass es eben früher auch mal was anderes gab, nämlich die „TLR“, die „twin lens reflex“-Kameras)
Zukunftsaussichten
Bald geht es wieder auf die Photokina. Mal schauen, was es alles Neues gibt. Natürlich alles nur Sachen, ohne die man überhaupt nicht vernünftig arbeiten kann. Klar.