TAG 8
Das Ende naht
Reykjavik am Morgen. Die Halgrimmskirkja im Morgenrot ist ein atemberaubender Anblick. Auch, wenn bei näherem Hinsehen schon so einiges an dem Bau bröckelt. Immerhin hat die Kirche schon ein paar Jahre auf dem Buckel. 1945 begonnen, Kirchturm 1974 fertig, 1986 war dann das Kirchenschiff fertig. Kann man vielleicht auch schneller machen, aber nicht schöner. Die Kirche wurde übrigens nach dem isländischen Kirchenlied-Dichter Hallgrímur Pétursson benannt.
Es nieselt. Das ist für einen Stadtbesichtigung nur mittel lustig. Irgendwann verlässt uns dann auch die Lust. Laut mittlerweile eingetroffener Mail, könnten wir gegen 17.00 Uhr in die Fischfabrik kommen. Also haben wir doch noch genug Zeit um zum Gullfoss zu fahren.
Auf ausgetretenen Pfaden
Das bedeutet zwar noch einmal die gleiche Strecke wie gestern, aber die war schön und wir haben Zeit. Was wir nicht mehr haben ist Sprit. Das stellen wir unterwegs fest und das wird dann irgendwann unentspannt. Dank Navi und Internet finden wir gerade kurz vor leer eine Tankstelle in der Mitte des Nichts. D.h. eigentlich ist es ein veritabler Supermarkt mit angeschlossener Zapfsäule. Wir verpflegen erst das Auto, dann uns. Satt und voll geht es zum Gullfoss, den ein ähnlich üppiges Touri-Angebot umgibt, wie am Vortag den Geysir. Es ist auch genauso voll. Es ist windig, glatt und eisig und meine Handschuhe liegen…irgendwo. Bescheuert. Das wichtigste bei diesem Wetter sind ordentliche Handschuhe, denn mit klammen Fingern bedient man keine Kamera. Die Menschenmassen machen das Fotografieren auch eher unlustig. Permanent wird geschubst und Handys in fremder Leute Bildausschnitt gestreckt. Habt ihr kein Zuhause?
Kuddelmuddel ohne Fisch
Dann wird der Fototermin abgesagt. Früher Feierabend. Auf halber Strecke kommt dann die Info: „na ja, zum Gucken, könntet ihr schon mal kommen, aber die Anlage läuft wegen eines Druckluftproblems nicht. jetzt wo wir schon mal da sind… wir biegen an der nächsten Möglichkeit nach Thorsmörk ab. Ein Fischindustriekaff im gefühlten Nichts.
Die Adresse, die uns genannt wurde ist aber tatsächlich belebt. So ziemlich das einzige belebte hier in der tristen Industriebarackensiedlung. Innen bietet sich allerdings ein anders Bild. High-End-Fischverarbeitungstechnik vom Feinsten. Alles nagelneu, noch nicht mal komplett ausgepackt und wahrscheinlich noch nie von einer einzigen Schuppe verunreinigt. Die Firma baut gerade eine komplett neue Verarbeitungslinie auf. Statt Fischen, die wie gewünscht per Wasserstrahl in handlich Happen filettiert werden sollen drehen ausgestopfte Socken in Styroporkisten ihre Runde. Eher unsexy und garnicht High-Tech.
Immerhin haben wir Gelegenheit unserer alte Bekannte vom Vortag noch einmal „in situ“ zu dokumentieren. Natürlich ohne Fisch. Schade.
Zum Glück überreicht uns unser Kontaktmann einen USB-Stick mit selbstgeschossenem Videomaterial. Die Filme sollen eigentlich nur die Inbetriebnahmen belegen und sind nicht durchgehend von „sendefähiger“ Qualität, aber irgendwas geht ja immer.
Wer sich für das fertige Projekt interessiert:
https://youtu.be/W3kAW38Fqn0
Video: Steffen Buchert,Simon Stelgens, Valka Foto: Steffen Buchert, Simon Stelgens Ton: Heiko Reidenbach
Das wars dann auch für den Tag. Am nächsten Morgen geht’s dann um 6.00 Uhr wieder nach Hause. Also: Essen geh’n, Schlafen geh’n.
In Reykjavik zurück laufen viel zu dünn bekleidete junge Menschen durch die Stadt und ein Teil der Straßen sind abgesperrt. Irgendein Event mit Volkslauf und Cocktails. Klasse Kombination. Die Isländer haben’s drauf, oder wir haben’s falsch verstanden.
Der Rückflug ist dann viel zu früh und mich haut’s für den gesamten Tag aus den Latschen. Die Erkältung, die ich in der ganzen Zeit mit mir rumgetragen hatte fordert auch ihren Tribut. Schön war’s trotzdem.
Lerneffekt? Null!
Für 2018 haben wir dann auch gleich wieder weiter geplant. Lofoten. Im Februar.
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simon