TAG 7

Wasserstrahl und Geysir

Morgens erstmal Job. Heute geht’s zu der Fabrik, die die Wasserstrahlschneideanlagen zum Fischfiletieren baut. Geplant ist ein Video-Interview mit Helgi, dem CEO und ein paar spektakuläre Aufnahmen von der Technik.

Wir werden freundlichst empfangen, Isländer sind relevant cool. Ob wir mit der Anlage oder dem Interview anfangen sollen, fragen wir. Hmm, besser mit der Anlage, die wird nämlich in einer guten Stunde verladen und abtransportiert. Eine Stunde? Roter Alarm!

O.k. Der Wettlauf mit der Zeit beginnt. Wir versuchen mit Video- und Stillkamera parallel das kleinbusgroße Ding zu dokumentieren – möglichst beeindruckende High-Tech-Aufnahmen natürlich – während um uns herum bärtige, tätowierte Wikinger anfangen das Gerät in Plastikfolie zu wickeln. Es klappt verblüffend gut.

Wasserstrahlschneideanlage

Wasserstrahlschneideanlage (Foto: Simon Stelgens)

 

Wasserstrahlschneidkopf

Wasserstrahlschneidkopf (Foto: Simon Stelgens)

Nachdem die Werkshalle von dem lästigen Technikzeug geräumt ist kommt der CEO mit Kaffeetasse und Gesundheitslatschen. Er ist ungemein gut vorbereitet. Wir filmen unserer Fragenkatalog praktisch ohne Probleme runter. Da ich mir angewöhnt habe jede Frage zweimal zu stellen und zu filmen, hat man im Normalfall immer genug Material zum Schneiden.

Gelegentlich benötigt man zwar für vier kurze Fragen auch mal eine Stunde, weil sich der Interviewte permanent selbst unterbricht, oder von lustigen Industriegeräuschen unterbrochen wird. Hier klappt alles super. Der CEO legt die gesamte Werkshalle still und ruft sogar den LKW-Fahrer, dessen Rückfahrwarner piepst zur Ruhe. Dabei passiert mir etwas unglaublich Dämliches. Als der Chef rausgeht, um den LKW zum Schweigen zu bringen drücke ich nicht die Stopp-Taste meiner Kamera. Das mache ich erst, als er wieder anfängt zu reden. Ich bin also komplett phasenversetzt, zeichne die Pausen auf und verpasse die Action. Saudumm. Zum Glück haben wir mit zwei Kameras  gearbeitet und Simon hat alles drauf. Durchatmen. Heiko, den wir erst am Vorabend zum Tontechniker „ausgebildet“ haben, macht einen Traumjob. Der Ton ist klar, verständlich (wenn man von dem isländischen Akzent absieht) und ohne Aussetzer.

Interview im fertigen Film

Interview im fertigen Film

Das einzige, was uns fehlt, sind Actionaufnahmen von der Anlage. Das geht leider momentan nicht, weil ja die Fischer streiken und es deshalb keine Fische gibt. Es gibt aber eine Restwahrscheinlichkeit, dass in der Fabrikhalle, wo die Anlage morgen in Betrieb genommen werden soll, „Testfische“ vorliegen, und wir könnten dort filmen. Aufatmen.

Verpackungsalarm

Verpackungsalarm

Den Rest des Tages fahren wird über den Golden Circle, eine berühmte Strecke, an der tolle Sehenswürdigkeiten einfach so rumliegen, Gullfoss, Geysir, Thingvellier – echte Hochkaräter.

Wir fahren zumindest zum Thermalgebiet, in dem auch die bei Freund und Feind beliebten Springquellen Geysir und Strokkur ihren Dienst tun. Das ist ein schönes Stück Weg, mit einigen feinen Fotostopps. Am Geysir angekommen, stehen uns erstmal die Münder offen. In den letzten Jahren entstand hier sowas wie „Geysirland“ ein lustiger Themenpark mit allerlei Annehmlichkeiten. Restaurant, Geschäfte, Hotel, Riesenparkplatz… und es ist voll. samstagsausflügelnde Isländer, weltreisende Asiaten, mittendrin wir.

Geysir "Strokkur"

„Strokkur“

Egal, wir sind cool, wir machen unseren Job. Strokkur, die deutlich aktivere der beiden Quellen bricht rund alle 5 Minuten aus, Geysir nur alle 36 Stunden. Das ist also reine Glücksache, ob man da was sieht. Wir begnügen uns aus naheliegenden Gründe damit 5 Minuten vor Geysir zu stehen und auf das Unwahrscheinliche zu hoffen. Man könnte evtl. ein Schild mit Uhrzeit der letzten Eruption aufstellen…

Abends versuchen wir noch mal unser Glück mit dem Nordlicht. Dazu fahren wir an einen einsamen Ort außerhalb von Reykjavik, der uns im Hotel empfohlen wurde. Das Ergebnis ist wie gehabt. Mit bloßem Auge praktisch unsichtbar, nur mit langer Belichtungszeit zu erfassen. Aber immerhin.

Nordlicht

Nordlicht

Mal sehen, was der nächste Tag bringt, wir warten auf eine Mail von unserem isländischen Kontaktmann mit Infos zum Stand der Technik. Wenn alles gut läuft geht’s morgen in die Fischfabrik.