Ein ganz häufig vernachlässigtes Thema in der Fotografie, ist das Erarbeiten von Serien. Viele Fotografen konzentrieren sich ganz auf das Einzelbild, vergessen dabei aber, dass Serien von drei oder auch mehr Bildern oft viel mehr von der Thematik, die man sich ausgesucht hat, erfasst. Serienaufnahmen lassen eine völlig andere Herangehensweise an ein Thema zu, weil sie durch große und kleine Variationen die verschiedenen Betrachtungsweisen eines Themas zeigen können.
Was geht?
Man kann den Blickwinkel verändern, das Licht, die Tageszeit, das Motiv, die Farbigkeit…
Praktisch jeden einzelnen Aspekt eines Bildes kann man für eine Serie beeinflussen. Nur vielleicht nicht zu viele auf einmal, sonst hat man wieder Einzelbilder, gell?
Leider benötigt man für Bilderserien eine zumindest grobe Idee von dem was man da gerade tut. Im Nachinein aus dem Gemischtwarenladen des Bildarchivs eine „Serie“ zusammenzusimulieren ist bestenfalls ein zum Scheitern verurteilter Täuschungsversuch. Tja, „per aspera ad astra„, wie schon die alten Römer wussten. Aber es ist eine der besten Übungen für Fotografen. Und es bringt einen dazu am Thema dran zu bleiben, nicht einfach aufzuhören, wenn man ein vermeintlich gutes Bild gemacht hat. Dranbleiben, um auch noch die drei oder vier anderen Bilder herauszukitzeln.
Wie starten?
Fangt einfach mal an, euer Mittagessen zu fotografieren. Drei ordentliche Bilder bitte. Plötzlich fängt man an die teller zu dekorieren, weil das einfach mehr hergibt oder anderes Geschirr zu benutzen oder mit drei verschiedenen Gabeln zu essen. Das macht das Erlebnis reicher. Stört euch nicht daran, wenn euch die Leute (darunter auch eure Freunde und Famlien) für komplett durchgeknallt halten, wenn ihr anfangt die Tischdekoration im Café umzuarrangieren, nur um noch eine etwas bessere Perspektive zu bekommen. Das beste Bild ist praktisch nie das erste.
Eine gelungene Serie zeigt, dass das Ergebnis auf einem Konzept beruht und kein bloßer Glücksschuss war. Selbst wenn ein Bild der Serie herausragen sollte ist das Ganze normalerweise mehr, als die Summe seiner Teile.
Wann kann’s losgehen?
Wie immer: gleich. Bilderserien sind tolle Vorhaben für Reisen. Gleiche Motive an verschiedenen Orten, unterschiedliche Motive an ein und demselben Ort. Das trivialste Motiv mag in der Serie auf einmal an Reiz gewinnen, weil auf einmal eine Geschichte entsteht. Oder weil man in der Serie ganz neue Aspekte von etwas Altbekanntem sieht. Eine Serie von „Türgriffen in Venedig“ mag viel mehr Neues erzählen als die nächsten 1000 Fotos von Gondeln bei S.Marco. Zeigt etwas Unbekanntes im Gewohnten, etwas Feines im Groben oder etwas Monochromes im Bunten.
Zeigt ein Konzept, zeigt Durchhaltevermögen. Vergesst die Beliebigkeit.