Warum Bilder nach Jahren oft ganz anders wirken
„Liegenlassen muss man sie können.“
André Kostolany
Ich liebe es nach einiger Zeit (teilweise nach Jahren) nochmal durch die Bilder zu schauen, die ich zu einer bestimmten Gelegenheit aufgenommen habe. Ob es jetzt eine Reise, oder eine Studiosession war – ganz oft fallen mir Bilder auf, die anfangs durch das Sieb gefallen waren. Aus Gründen. Entweder passten sie nicht zum Auftrag, oder zu meinem damaligen ästhetischen Empfinden, gelegentlich sind auch einfach neue Ideen da. Wichtig ist nur, dass man die Bilder nochmal völlig ungefiltert durchschaut. Alte Bewertungen ausblendet und einfach neu guckt.
Die Bilder habe ich damals liegenlassen, wie auf Grund gelaufene Schiffe, deren Fahrt nicht mehr weiterging. Gestrandete Zeugen meines damaligen Könnens und Wissens.
Es waren künstlerische Ideen, die in flachen Seitenarmen des großen Flusses namens „Kreativität“ steckenblieben. Möge ein anderer Sie finden und wieder flottmachen, ihnen einen weiteren Blick schenken und Gefallen an Ihnen finden. Mir dienen Sie nicht mehr, mein Weg ist ein anderer…zumindest für einige Zeit…
Dann aber komme ich gelegentlich aus einer anderen Richtung wieder an eine Stelle, an der ich schon war. Und stelle überrascht fest, dass sich zwischenzeitlich entweder der Weg oder meine Fähigkeiten so verändert haben, dass es von hier aus doch weitergehen kann. Das Schiff hat wieder Wasser unter dem Kiel. Und macht wieder Freude wie am Tag seiner Entstehung.
Es gibt aber auch die Bilder, die einem auf einmal unerträglich seicht und oberflächlich vorkommen. Das sind meist die, bei denen ein neuer Effekt ausprobiert wurde, ein Trend verfolgt oder einfach nicht lange genug gedacht wurde. Die müssen dann raus. So wie auch Cola irgendwann vom Speiseplan verschwindet. Vielleicht probiert man es noch das ein oder andere Mal, aber der Geschmack ist weg.
Auch im „richtigen Leben“
Was die Fotografie angeht, entwickelt sich mein Können und Wissen natürlich weiter, was meine „Menschenkunde“ angeht allerdings auch. Denn es sind oft auch Menschen.
Manche sind mir erst auf den zweiten Blick, nach Jahren evtl. als Zeitgenossen aufgefallen, die ich gerne in meinem Leben habe. Andere fielen nach einiger Zeit plötzlich durchs Raster. Aber nur, wenn ich genau hingeschaut habe. Dem flüchtigen Blick entziehen sich diese Informationen schnell. Aber dann wird es schnell auch ganz unerträglich bestimmte Personen noch in seinem Umfeld zu dulden.
Ich habe gelernt:
Manches reift wie guter Wein, wird mit den Tagen immer besser, dann muss es bleiben.
Anderes kippt um zu essigsaurer Brühe, dann muss man sich trennen.