Gedanken zu etwas das so nie war.

Neulich fand ich ein Gedicht in den Weiten des Internets, das in seinen letzten Zeilen ziemlich gut das Ansinnen hinter unserer Island-Fotoreise im Winter 2017 beschreibt:

Two roads diverged in a wood, and I—
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference

Denkfehler

Der grobe Denkfehler dabei war, dass Island eine unbefahrene Straße ist – dem ist nicht so (dem war wohl auch nie so). Im Gegenteil, die Insel hat sich zu einem Top-Reiseziel entwickelt. Selbst im Winter. Wo bei meinem letzen Besuch (vor 25 Jahren) noch unbefestigte Parkplätze und Schotterpisten waren, sind heute Tourismuszentren mit Shoppingtempeln und Riesengastronomie entstanden. Island nutzt seine Chance. Die Insel ist aber auch zu toll, ich kann das schon verstehen.

Die Masse der Touristen kam aus Asien. Allerdings häufig eher als Individualreisende, denn als Busladung selfiestick-schwingender (oder wie ich sie gerne nenne „Ego-Shooter“) Kurzzeitnaturbewunderer.

Trotzdem

Aber Island hat auch noch diese Momente grandioser, einsamer Weite. Oft genug direkt neben der Hauptstraße, wenn er Blick über das platte Lava-Aschefeld Richtung Horizont schweift. Oder wenn neben einer „Hauptstraße“ nur ein paar Meter flechtenbewachsener Uferzone das Land vom Meer trennen das beharrlich an der Insel leckt.

Strommast an der isländischen Küste - diesmal mit Rentieren

Strommast an der isländischen Küste – diesmal mit Rentieren

Was mich immens faszinierte waren die Strommasten, die auch die entlegensten Gehöfte an die Zivilisation ankabelten. Hatten mich Freileitungen früher meist genervt, weil sie meine Motive mit ihren schwarzen Strippen fies durchtrennten, wurden sie hier zum Hauptmotiv.

Einsame Verbindungsglieder für die Menschen links und rechts der Einsamkeit.

Strommast an der isländischen Ringstraße

Strommast an der isländischen Ringstraße 2

Strommast an der isländischen Ringstraße

Strommasten an der isländischen Ringstraße 3

Man könnte mit Sicherheit ein ganzes Buch mit solchen Bildern füllen, von denen keines dem anderen gliche. Das Einzige, was allen Bilder innewohnen würde wäre das Erstaunen des Fotografen solche Einsamkeit am Rande des vielbefahrenen Weges finden zu können.

Nachsatz

Neulich habe ich den schönen Vergleich gelesen: „Ein Bild ist ein Satzanfang, der im Kopf des Betrachters vervollständigt wird.“ Anstoß zu Geschichten geben – ein gutes Konzept.