Seit längerem betrachte ich mein bildgestalterisches Arbeiten (ich mache ja nicht nur Fotos) und versuche mich immer wieder an Analysen meines Tuns. „Selbstreflexion“ nennt man das wohl.
Zu Zeichnen begonnen habe ich schon als Kind und später auch mein Designstudium mit dem Schwerpunkt Illustration absolviert. Dass aus dem begeisterten Zeichner und Maler ein ebenso begeisterter Fotograf wurde lag nicht zuletzt an der traurigen Erwerbssituation für Künstler in diesem Bereich.

Das Fotografieren, das ich lange Zeit „nur“ als Hobby pflegte wurde nach und nach immer wichtigerer Bestandteil meiner Arbeit. Heute zeichne ich fast nur noch Cartoons für meine Kunden, die meisten Bildmotive entstehen per Kamera und Photoshop.

Über die Jahre konnte ich aber beobachten, dass meine freien Arbeiten sich immer stärker an meine früheren grafischen Werke annäherten. Ich begann das fotografierte Motiv immer stärker zu verändern. Das Bild, das mit dem Druck auf den Auslöser entstand war nicht mehr genug, bzw. es enthielt nicht genug von mir.

Duesterwald_2

Duesterwald_2

Da ich als Zeichner Sehen gelernt hatte konnte mich das fotografierte Bild oft nicht befriedigen. Zu viel Information, zu scharf, zu gleich. Auch bei Werken von Dritten, merkte ich dass mich immer wieder bestimmte Motive und Techniken ansprachen. Und das waren nie die glatten, konkreten Bilder sondern die Vielschichtigen die entschlüsselt werden wollen. Das geht bis hin zur völlig abstrakten Malerei und Fotografie.
Beim Lesen von Sekundärliteratur entdeckte ich dazu auch eine bestimmte Denkweise bei mir, die sich über die Jahre entwickelt hatte.

Ich nenne es gerne kurz und unüberlegt: „Die Ablehnung des Einfachen“.

„Wenn ein Bild nicht mehr enthält, als das, was man auf den ersten Blick erkennen kann, ist es keine Kunst.“, pflegte mein Professor, Mentor und Freund Leo Leonhard immer zu sagen. Zweite und dritte Bedeutungsebenen, das war es, was mich anmachte. Das Komplexe, die „Tiefe, die sich an der Oberfläche versteckte“ (frei nach Hugo von Hoffmansthal).

Dazu kommt noch ein eher philosophischer Ansatz. Ich konnte immer öfters Menschen beobachten, die, um Fotos zu machen, Schaden anrichteten. An der Natur, an Bauwerken, an anderen Menschen… und was dabei herauskam war dann doch nichts anderes, als das ewiggleiche Postkartenmotiv, oder Selfie, ohne einen Sinn, der über das reine „das hab ich selbst gemacht“ hinausgeht. Tausende immergleiche Bilder die jeden Tag am immergleichen Platz entstehen, nur die Gesichter auf den Selfies sind andere. Der Gedanken dahinter nicht.

Menschen, die auf Konzerten mit ihren Smartphones das Konzert aufzeichnen, ohne daran teilzuhaben…das gleiche Problem.

Wald mit Struktur

Wald

Mein Ziel war und ist es, Bilder zu machen, die sich unterscheiden.

Dazu gehören mehrere Faktoren, die ich in einem hilflosen Versuch eines Manifestes zu sammeln gedenke:

Das Bild wird für das Papier geplant.

Keine wahres Bild lebt nur auf dem Display eines Handys – abhängig von der Zuverlässigkeit einer Batterie oder eines Speicherchips.
Der feine Druck auf hochwertigem Papier ist das eigentliche Ziel – die Aufnahme und die Bearbeitung sind nur Arbeitsschritte auf diesem Weg. Weg von der Massenware hin zum Einzelstück bzw. zur Kleinauflage. Nur das Seltene hat wirklich Wert.

Das Werkzeug ist egal.

Genauso, wie man mit jedem Bleistift auf jedem Papier Kunst schaffen kann, kann man es auch mit jeder Kamera. Was zählt sind Konzept und Idee.

Mein Bild gehört mir.

Nur weil etwas in der „Realität“ so oder so aussieht, muss es nicht auf dem Endresultat „Bild“ auch so aussehen. „Realität ist etwas für Menschen, die Angst vor Einhörnern haben.“, sagte einmal ein Freund zu mir. Ich verändere die die Ausgangspixel solange, bis sie mein Bild ergeben.

Die anderen sind für das Entstehen eines Werkes egal.

Was andere über meine Bilder denken, hat für mich keine Relevanz (es geht mich noch nicht einmal etwas an). Integrität ist wichtig.

Was andere denken, kann für mich wichtig sein.

Wenn jemand, der besser ist als ich, tieferen Einblick hat oder mehr Verständnis für ein Thema zeigt, eine Meinung äußert, die von meiner abweicht, sollte ich (mit jeder notwendigen Analyse) darauf hören. Zu erkennen, wer diese Menschen sind ist ein wichtiger Lernprozess.

Zentralfriedhof 3

Zentralfriedhof 3

Für meine Bilder gehe ich auf eine „visuelle Entdeckungsreise“. Vor dem Ende des Weges kann ich noch nicht sagen, wie mein Bild aussehen wird.

Ich habe mir „visual explorer“ auf meine Fahne geschrieben, weil ich mich immer daran erinnern will, was meine Aufgabe ist. Neues entdecken, Altes hinterfragen, neue Dinge schaffen, ohne dabei meiner Umwelt Schaden zuzufügen (geknickte Egos zählen nicht 😉 )

Mein Credo als „visual explorer“:

Take nothing but pictures, break nothing but rules.