Mindscapes 2018 – ein neuer Ansatz
Die reine Fotografie war mir ja schon immer zu leicht, zu nah an der Realität. Als Illustrator war ich gewohnt, dass ein Bild in einem Prozess entsteht. Natürlich ist auch der digitale (wie auch der analoge) Workflow – Foto aufnehmen, Foto bearbeiten, fertiges Bild veröffentlichen – ein Prozess. Aber das Kernbild entsteht in einem Sekundenbruchteil erstmal als zweidimensionale Kopie einer dreidimensionalen Ansicht. Eine Illustration ist im Gegensatz dazu immer als zweidimensionales Konstrukt geplant. Sie entsteht im Kopf des Künstlers und wird dann aufs Medium seiner Wahl gebracht. Das „aufs Medium bringen“ beginnt nun aber mit einem leeren Blatt, das nach und nach in oft schmerzhaft langsamen Vorgang mit Strichen, Farbe, Informationen gefüllt wird. Man arbeitet vom „Nichts“ ins „Etwas“.
Der Fotograf/Bildbearbeiter arbeitet aber vom „Etwas“ ins „Etwas anderes“. (Den kreativen Prozess, der manchem fotografischen Bild vorausgeht lasse ich jetzt mal außen vor, den haben nämlich beide Welten.
Der kleine Unterschied
Habe ich mich früher mit Block und Stift vor eine Landschaft gesetzt, hatte ich eine ganze Zeit vor mir, die der Auseinandersetzung mit dem Motiv diente. Ein erster Strich, oft zaghaft auf das reine Blatt gesetzt, dann etwas mutiger die Formen erfasst. Zum Schluss irgendwann aufgehört wenn das Werk genug hatte. Manchmal gelang es, häufiger war Makulatur das Ergebnis.
Stift und Pinsel sind heute dem Werkzeug Kamera gewichen, aber das gestalterische Denken ist oft noch das des Zeichners. Ich erfasse das Motiv von seinem Kern aus, nicht in der Gänze. Beim Zeichen begänne ich an dem Haus, würde die grobe Form erfassen, dann die Flächen der Bäume als dunkle Blöcke setzen, die grobe Unterteilung der Landschaft in Vorder- und Hintergrund oft nur andeuten mit leicht skizzierten Umrisslinien oder einigen wenigen schattierenden Strukturen. Das „nicht zuviel zeigen“ macht die Meisterschaft aus. Jeder Strich, der nicht sein muss, soll unterbleiben. Was die Fantasie ergänzen kann muss der Zeichner nicht vorgeben.
„Seine Welt zeige der Künstler, die niemals war, noch jemals sein wird“
Hermann Bahr
Der neue alte Ansatz
Bei den Bildern – ich spreche bewusst nicht von „den Fotos“ – die nach der Lofotenreise entstanden sind, habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, meine Motive „zeichnerisch“ zu Papier zu bringen. Das heißt für mich einen Prozess nutzen, ohne eine Technik zu simulieren.
Ausgangspunkt musste ein Untergrund sein, ein Medium, dass mit dem Motiv gefüllt werden würde. Meine Wahl fiel auf die naheliegenden bewährten Strukturbilder, die ich schon seit langem für meine mindscapes-Bilder einsetze: Rost, Metallplatten, Stein, Beton, Eis.
Das Motiv liegt anfangs auf einer ausgeblendeten Ebene darüber und wird dann nach und nach freigelegt. teils halbtransparent, teils voll sichtbar, oft irgendwie dazwischen Genau so, wie es beim zeichnerischen Entstehungsprozess wäre. Ausgehend von einem Punkt im Bild entsteht das Motiv ganz langsam. Und wenn’s reicht, höre ich auf.