Chillen an der Gracht

Das Amsterdam eine sehr coole Stadt ist habe ich ja gewusst. Bei der Bootstour vor ein paar Tagen konnte ich aber aus einer ganz anderen Perspektive sehen, was der Einwohner der Grachtenmetropole tut, wenn er nichts tut.

Freibad ist sooo Neunziger. Wenn ich wieder zu Hause bin, bau‘ ich mir eine Gracht.

Chillen am Rande der Gracht

Chillen am Rande der Gracht

Grachten sind viel besser als Flüsse, weil hier weniger Frachtverkehr herrscht und weniger irre Motorbootangeber unterwegs sind. Eine Gracht ist wie ein alter Garten-Loungesessel: Bequem, ruhig, und ein Bier passt irgendwie immer. Klar der ein oder andere hört auch Musik, aber nie so laut dass es blöd wird und wenn nervige Kinder mit Bällen spielen landet die Kugel früher oder später sowieso im Wasser und es ist wieder Ruhe. Die folgenden Ballbergungsaktionen sind dann allerdings wieder ganz nett anzuschauen.

Am Grachtenrand wächst verältnismäßig viel wildes Grün – außer es „wachsen“ dort gerade wilde Hausboote. Obwohl „wild“ sind die ja auch nicht mehr wirklich. Die meisten Hausboote haben eine ordentliche Adresse mit Strom- und Kanalisationsanschluss. Und die richtigen Boote darunter (es gibt auch so nicht-navigationsfähige Betonwannen) müssen regelmäßig zur technischen Überwachung. So unhippiemäßig, dass es schon fast wieder langweilig ist.

Chillen auf dem Hausboot

Chillen auf dem Hausboot

Durch die vielen Brücken, Anleger, Ufer und was weiß ich nicht alles, gibt es unendlich viele Möglichkeiten abzuhängen. Und jede wird genutzt. Ein freier Platz plus Sonne…schwupps liegt jemand da. Und wenn erstmal einer da liegt…Kettenraktion.

Chillen auf dem Steg

Chillen auf dem Steg

Viele Kanal-Boote wurden schon auf Elektroantrieb umgerüstet, was naturgemäß zu der Athmosphäre passt – gleiten statt ötteln. Am besten gefiel mir aber die Möglichkeit gar nicht erst loszufahren sondern einfach nur hinter dem Hausboot zu dümpeln. Sehr fein. Will ich auch. Der Gartenteich zu Hause ist nur leider zu klein für ein Boot. Da muss ich nochmal ran.

Chillen im Boot

Chillen im Boot

Gartencity Amsterdam

Wenn die Gracht zu weit weg ist (im nächsten Bild sind das immerhin ca. 8 Meter) kann man das Problem auch ganz anders angehen und sich einen Garten basteln. Hat auch Stil. Läuft ohne Benzin oder Strom nur mit Wasser und die anderen haben auch was davon.

Chillen im selbstgebastelten Garten

Chillen im selbstgebastelten Garten

„Selbstanbau“ verbindet man in Amsterdam zwar eher mit einer bestimmten Sorte Pflanzen, aber die Hobbygärtner hier nutzen jeden Quadratzentimeter, um lieber bunte Blumen und rassige Ranken in Eimern, Holzschuhen, ausgehöhlten Käselaiben und Töpfen zu kultivieren. Egal ob am Straßenrand oder auf dem Hausboot.

Und wenn irgendwo ein Unkrautpflänzchen seinen Weg durchs Straßenpflaster finden, lässt man es gewähren. Amsterdam ist liberal. Amsterdam blüht.